Klagenfurt (pts022/20.05.2016/12:00) – In ganz Österreich leiden nach Schätzungen von Experten 1,5 bis 1,8 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. „Wir haben das Recht auf bestmögliche Schmerztherapie in einer eigenen Patientencharta gesetzlich verankert. Doch für viele Patienten und Patientinnen bleibt das totes Recht, weil die Ressourcen fehlen, um die notwendigen vernetzten Strukturen zu schaffen“, so der Kärntner Ärztekammerpräsident Dr. Josef Huber bei einer Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft in Velden am Wörthersee.
Wie auch der Präsident der wissenschaftlichen Tagung, der Kärntner Schmerzspezialist Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, ausführte, ist die Versorgungslage für chronische Schmerzpatienten in den letzten Jahren nicht besser, sondern – ganz im Gegenteil – in vielen Teilen Österreichs sogar schlechter geworden. Jede fünfte der einst vorhandenen 50 Schmerzambulanzen musste aus Personalmangel oder wegen fehlender finanzieller Ressourcen geschlossen werden. Von den verbleibenden halten etliche gerade noch einen Betrieb von wenigen Stunden aufrecht.
Was fehlt, kritisiert Präsident Dr. Huber, seien festgelegte Behandlungspfade und abgestufte Angebote. „Wir müssen verhindern, dass die Betroffenen oft erst nach jahrelangem Leidensweg adäquate Hilfe erlangen“, fordert Dr. Huber. „Jeder Schmerzpatient und jede Schmerzpatientin müssen auf der Versorgungsstufe behandelt werden, die für seine oder ihre Situation am besten geeignet ist. Eine strukturelle Verankerung der Schmerztherapie in unserem Gesundheitssystem ist dringend erforderlich.“
Dies sei nicht nur „erstes ärztliches Ziel und ein Gebot der Humanität“, sondern auch in Hinblick auf die enormen, von Schmerzkrankheiten verursachten volkswirtschaftlichen Kosten notwendig. „Je stärker die Schmerzen sind und umso länger sie nicht behandelt werden, desto mehr werden die Leistungen des Gesundheitssystems in Anspruch genommen“, betont Dr. Huber. „Am Ende dieser Leidensspirale stehen dann noch weit höhere Folgekosten für vermehrte Krankenstände und den Verlust des Arbeitsplatzes.“
Vorzeigeland Kärnten
Mit der Situation im eigenen Bundesland zeigt sich der Ärztekammerpräsident deutlich zufriedener: „In Bezug auf die Schmerztherapie kann das kleine Kärnten wesentliche Erfolge vorweisen. Das beginnt damit, dass hier im Österreich-Vergleich überdurchschnittlich viele Allgemeinmediziner das Schmerzdiplom der Ärztekammer erworben haben. Diese wichtige Fortbildung wird in Kärnten schon seit 25 Jahren angeboten und sehr gerne angenommen.“
Darüber hinaus sorgen Schmerzambulanzen für eine weiterführende Behandlung der rund 270.000 Kärntner Schmerzpatienten und -patientinnen. An der Spitze der Versorgungspyramide steht das Zentrum für interdisziplinäre Schmerztherapie, Onkologie und Palliativmedizin (ZISOP) am Klinikum Klagenfurt.
An der von Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar geleiteten Einrichtung wird ein österreichweit einzigartiges Modell der multimodalen Schmerztherapie angeboten: Ein interdisziplinäres Team aus Anästhesisten, Neurologen, Physikalischen Medizinern, Physiotherapeuten, Psychologen und Psychotherapeuten bieten für ausgewählte schwer schmerzkranke Patienten ein spezifisches Programm, das neben der ambulanten Schmerzbehandlung unter anderem auch medizinische Trainingstherapie, Koordinationstraining, Ausdauer- und Krafttraining, psychologische Gruppentherapie, Schmerzbewältigungs- und Entspannungstraining und Stressbewältigung umfasst.
„Dass die wissenschaftliche Tagung der Schmerzgesellschaft wieder in Kärnten stattfindet, ist auch eine verdiente Anerkennung für Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar und sein Team“, betonte der Ärztekammerpräsident. „Seinem jahrelangen, engagierten Einsatz ist es zu verdanken, dass die Situation hier bei uns doch um einiges besser ist als in anderen Bundesländern.“
Sparen durch Investitionen
Dass sich Investitionen in solche – durchaus kostenintensive – Behandlungsangebote langfristig lohnen, zeigen nicht nur internationale Studien, sondern auch eine externe Evaluierung des multimodalen Behandlungskonzeptes durch die Kärntner Gebietskrankenkasse. Nach eingehender Prüfung aller direkten und indirekten Kosten kamen die Kassen-Prüfer zum Schluss, dass den notwendigen Mehrkosten am Ende deutliche Einsparungen gegenüberstehen. „Die Gesamtkosten haben sich nach der Intervention auf 60,35 Prozent reduziert“, heißt es dazu im entsprechenden Bericht. Sowohl der Kärntner Gesundheitsfonds als auch die Sozialversicherungsanstalten würden von den Einsparungen profitieren.
Für den Rest Österreichs fordert Dr. Huber rasche Maßnahmen und Investitionen, die es erlauben, an diese Standards anzuschließen. „Die Humanität einer Gesellschaft kann man nicht zuletzt daran erkennen, wie sehr sie sich um Schmerzpatienten kümmert. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Menschen in Arbeitsunfähigkeit und sozialer Isolation landen, weil sie keinen Zugang zu den Möglichkeiten der modernen Schmerzmedizin finden können“, so der Appell des Kärntner Ärztekammer-Präsidenten.
(Ende)
Aussender: B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung Ansprechpartner: Dr. Birgit Kofler Tel.: +43-1-319 43 78 E-Mail: kofler@bkkommunikation.com Website: www.bkkommunikation.com