Ehemaliger Mönch Christoph Schlick bei TV-Sendung VERA: „Ich habe es mir nicht leicht gemacht“

Salzburg/Wien (pts005/21.11.2017/08:45) – Am Freitag, den 17. 11. 2017, war der ehemalige Benediktinermönch und jetzige Leiter des SinnZENTRUM Salzburg, Christoph Schlick, in der TV-Sendung „VERA: das kommt in den besten Familien vor“ in ORF2 zu Gast. Vera Russwurm interviewte den Logotherapeuten zu seiner Entscheidung, mit 18 ins Kloster zu gehen und fragte, warum er sich nach 20 Jahren doch noch für einen Ausstieg aus dem Orden entschieden hat, obwohl er damals bereits in der Hierarchie des Ordens sehr weit nach oben gekommen und für über 150 Menschen und 300 Schüler zuständig war.

Christoph Schlick: „Ich habe es mir nicht leicht gemacht, aber ich habe am Ende gezweifelt am Kern der Gemeinschaft. Es ging um Machtspiele und ich habe mir gesagt, bevor ich gegen die anderen bin, mache ich lieber etwas anderes. Aber ich bereue keinen Tag. “ Nach dem Ausstieg gründete Christoph Schlick das Institut für Logotherapie und Existenzanalyse sowie das SinnZENTRUM Salzburg http://www.sinnzentrum.at , lehrt nach Viktor Frankl und unterstützt Menschen bei der Suche nach dem Lebenssinn. Hier Auszüge aus dem Fernsehinterview:

Ordensleben – der bewusste Verzicht auf vieles

Vera Russwurm wollte von Christoph Schlick die Beweggründe für seinen Eintritt mit 18 in den Orden erfahren und erfahren, ob das Wissen um den Verzicht auf Zweisamkeit und Ehe nicht problematisch war. Christoph Schlick: „Ordensleben, das ist der bewusste Verzicht auf vieles. Aber das war für mich nie ein Problem. Ich empfand das damals als meinen richtigen Weg.“

Vera Russwurm: „Wann sind Ihnen die ersten Zweifel gekommen?“ Christoph Schlick: „Es war anlässlich einer Neustrukturierung, als der damalige Abt aus Altergründen zurückgetreten war. Wir mussten uns in dieser Zeit im Kloster neu formieren. Ich war zu dieser Zeit schon viele Jahre in der Gemeinschaft und in verantwortlicher Position im Internat, für Wirtschaftsführung. Und da kam es zu Machtspielen und es schien, jeder wollte in eine andere Richtung. Ich habe mir gesagt, bevor wir alle gegeneinander sind, oder bevor ich gegen die anderen bin, mache ich lieber etwas anders.“

Vera Russwurm: „Das klingt ja wie auf der anderen Seite der Klostermauern, wie in einer Firmenstruktur – sehr weltlich.“ Christoph Schlick (schmunzelnd): „Es sind ja alles Menschen, die miteinander arbeiten. Wir sind eben nicht alle von Haus aus heilig!“

Logotherapie und Existenzanalyse nach dem Ordensleben

Vera Russwurm: „Sie haben dann ja parallel die Ausbildung zum Logotherapeuten gemacht. Erklären Sie mir, was das ist?“ Christoph Schlick: „Ich habe immer mit Menschen zu tun gehabt und habe mir überlegt, wie könnte ich mich weiterbilden, in meiner seelsorgerischen und menschenführenden Kompetenz. Ich bin dann ganz plötzlich bei einem Kongress in Deutschland auf Logotherapie gestoßen. Logotherapie ist sinnorientierte Psychotherapie. Es geht also immer um die Frage, was ist denn wirklich wichtig und was gibt mir Sinn im Leben?“

Vera Russwurm: „Und durch diese Ausbildung haben Sie sich ja dann auch letztlich selbst die Sinnfrage gestellt.“ Christoph Schlick: „Genau, das hat sich dann überlagert und verstärkt und ich wollte die Sinnfrage für mich durchaus fundiert überprüfen.“

Vera Russwurm: „War der Ausstieg aus dem geregelten und strengen Ordensleben nach so vielen Jahren, dann für Sie wie ein Befreiungsschlag?“ Christoph Schlick: „Ich habe mich nie im Kloster eingesperrt gefühlt. Es ist jedoch sehr schwierig, sich – nach so vielen Jahren einer täglichen Struktur – nicht in der Freiheit zu verlieren.“

Vera Russwurm: „Der Papst hat Sie dann von Ihren Gelübden entbunden. Das sind gegebene Versprechen. Macht einem das nicht selber zu schaffen, sich selbst und Gott gegenüber diese Versprechen zu brechen – war das nicht schwierig?“ Christoph Schlick: „Manchmal holt mich diese Frage auch heute noch ein. Manchmal denke ich mir auch heute. Was habe ich vor der Gemeinschaft und vor Gott versprochen? Aber ich habe es mir gut überlegt und ich habe es mir nicht leicht gemacht. Und es verändern sich eben Situationen im Leben.“

Trotz Schicksalsschlägen – alles gut!

Vera Russwurm: „Sie haben sich dann, sehr rasch ins normale Berufsleben gestürzt und das Institut für Logotherapie gegründet, eine Unternehmensberatung, das SinnZENTRUM Salzburg und sie haben geheiratet und 2007 kamen Zwillinge. Wobei, eines der Mädchen ist knapp vor der Geburt gestorben und das zweite Mädchen ist intellektuell und körperlich beeinträchtigt zur Welt gekommen. Haben Sie je den Gedanken gehabt, das ist jetzt die Bestrafung weil ich…?“ Christoph Schlick (mit Nachdruck): „Nein, nein – auf gar keinen Fall! Ich habe kein Bild von einem strafenden Gott. Ich habe ein Bild von einem Gott, der uns das Leben gibt und uns etwas zum Ausprobieren schenkt und wir dürfen das erleben.“

Vera Russwurm: „Sie sind ja auch sehr sehr glücklich mit diesem Kind!“ Christoph Schlick: „Sie ist von der Aufgabe her das Zentrum aber sie ist schon ein Kind, das sehr viel braucht, das aber auch sehr viel gibt und sie ist mein Zentrum.“

Vera Russwurm: „Sie sehen in allem und jedem, was Sie tun, einen Sinn und geben das auch an die Menschen weiter, die zu Ihnen ins SinnZENTRUM Salzburg kommen…“ Christoph Schlick: „Ich versuche es. Diese Suche nach dem Sinn in Leben liegt in uns allen. Das ist eine Sehnsucht die wir alle haben, dass wir dahinter kommen – wofür sind wir denn da? Es ist ein kleines, schrittweises Daraufzugehen.“

Vera Russwurm: „Aber jeder wünscht sich ein gesundes Kind. Sie können das so annehmen, trotz Tod und Behinderung. Sie hadern nicht, Sie sehen in all dem einen Sinn…“ Christoph Schlick: „Die Frage kommt schon: Wieso passiert das? Es ist nicht einfach, sonst wäre ich ja jetzt schon zumindest scheinheilig. Das ist nicht der Fall. Es ist nicht immer leicht. Aber ich habe eine Grundannahme vom Leben, dass es das Leben gut mit uns meint.“

Vera Russwurm: „Das drücken Sie ja auch in ihrem Buch aus: Was meinem Leben echten Sinn gibt.“ Christoph Schlick: „Menschen sind in unserer Zeit, die oft sehr schnelllebig und haltlos ist, durchaus mehr auf der Suche: Wo ist denn jetzt der Sinn in meinem Leben?“

Vera Russwurm: Ich finde es sehr beeindruckend wie Sie Ihren Weg gegangen sind. Absolut kompromisslos und sehr sehr konsequent. Beeindruckend! In der Rückschau: Gibt es eine Teilstrecke ihres Weges, die Sie bereuen?“ Christoph Schlick: „Nein, es gibt Momente, die man vielleicht gerne anders gemacht hätte – aber ich bereue keinen Tag. Das Kloster nicht, meine Kinder nicht – alles gut!“

Vera Russwurm: „Alles gut – ein besseres Schlusswort kann es nicht geben!“

Das 2014 von Christoph Schlick gegründete SinnZentrum Salzburg versteht sich als Plattform für sinn- und wertvolles Leben und Arbeiten. Das Institut bietet verschiedene Ausbildungen, Lehrgänge und Coachings an. Dabei wählen die Kursteilnehmer zwischen den Bereichen Sinnsuche, Meditation, Persönlichkeitsentwicklung und therapeutischer Begleitung. http://www.sinnzentrum.at

(Ende)

Aussender: SinnZENTRUM Ansprechpartner: Ruth Rambousek Tel.: 0043 662 828501 E-Mail: r.rambousek@sinnzentrum.at Website: www.sinnzentrum.at