Welt-Parkinsontag am 11. April

Wien (pts022/10.04.2018/12:50) – Presseaussendung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie und der Österreichischen Parkinsongesellschaft zum Welt-Parkinsontag

Eine breite Palette von Behandlungsoptionen – von wirksamen Medikamenten bis zu verschiedenen invasiven Verfahren – macht es heute möglich, die Symptome der Parkinson-Erkrankung wirksam zu lindern. Betroffene sollten möglich früh im Krankheitsverlauf den Rat eines Spezialisten suchen, um von einem raschen Behandlungsbeginn optimal zu profitieren, betonen die Österreichische Gesellschaft für Neurologie und die Österreichische Parkinsongesellschaft zum Welt-Parkinsontag am 11. April. Morbus Parkinson ist nicht nur eine Erkrankung des höheren Lebensalters, wie oft angenommen: Auch jüngere Menschen können an bestimmten Formen des neurologischen Leidens erkranken.

Immer mehr Erkenntnisse über die Entstehung der Parkinson-Erkrankung, neue Ansätze in der Früherkennung, die Bedeutung eines frühen Behandlungsbeginns, um von den zahlreichen wirksamen Therapieoptionen profitieren zu können, und die Besonderheiten von erblichen Parkinson-Formen, die bereits im jüngeren Alter auftreten: Das sind einige der Themen, auf die aus Anlass des Welt-Parkinsontages die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) und die Österreichische Parkinson Gesellschaft (ÖPG) hinweisen. Der Welt Parkinson Tag erinnert jährlich am 11. April an den Geburtstag des britischen Arztes Dr. James Parkinson, der vor mehr als 200 Jahren erstmals unter der Bezeichnung Schüttellähmung (Paralysis agitans) jene Erkrankung beschrieb, die heute unter seinem Namen geläufig ist.

Breite Palette von Therapieoptionen fördert die Lebensqualität

„Wir haben zwar nach wie vor keinen Behandlungsansatz, um die Parkinson-Erkrankung zu stoppen oder gar umzukehren. Aber wir verfügen über eine breite Palette von therapeutischen Optionen, mit deren Hilfe wir die motorischen und nichtmotorischen Krankheitssymptome in unterschiedlichen Stadien gut kontrollieren können,“ so Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff (Wien), Präsident der Österreichischen Parkinson Gesellschaft. „Das reicht von zahlreichen sehr effektiven Medikamenten, die über unterschiedliche Wirkmechanismen an den Symptomen ansetzen, bis hin zu mehreren invasiven Verfahren wie der Tiefen Hirnstimulation und dem Einsatz von Computer-gesteuerten Pumpen, die Apomorphin subkutan oder L-Dopa kontinuierlich über eine PEG-Sonde durch die Bauchhaut in den Dünndarm liefern.“ Werden all diese Möglichkeiten optimal und im Sinne einer individuell angepassten Therapie genutzt, so Prof. Auff, dann könne ein sehr großer Teil der Betroffenen durch die effektive Kontrolle der Symptome über einen langen Zeitraum ein weitgehend unbehindertes Leben führen.

Morbus Parkinson gehört mit Alzheimer zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen und betrifft rund zwei Prozent der Bevölkerung über 65. In Österreich gibt es aktuell mehr als 20.000 Parkinson-Patienten, in Europa rund 1,2 Millionen.

Krankheitsentstehung weitgehend entschlüsselt

Durchaus Hoffnung besteht unter Experten, dass in Zukunft neue Therapien nicht nur an Symptomen, sondern an den Krankheits-Ursachen selbst ansetzen könnten. Denn über diese werden von der Forschung immer mehr Details entschlüsselt. „Eine wesentliche Rolle in der Entstehung von Morbus Parkinson kommt dem Alpha-Synuclein zu, einer Eiweißsubstanz, die grundsätzlich auch bei gesunden Menschen vorkommt. Bei Parkinson-Patienten ist sie aber in fehlerhafter Weise gefaltet und in viel größeren Mengen vorhanden.“ Diese pathologischen Eiweißablagerungen finden sich nicht nur in Nervenzellen des Gehirns, sondern beispielsweise auch des Darms, der Haut oder der Speicheldrüsen. Erkrankte Nervenzellen können dann diese krankhaften Veränderungen im ganzen Nervensystem verbreiten.

Immer mehr Wissen gibt es auch über die sehr frühen Phasen von Morbus Parkinson, in denen die Erkrankung weitgehend „stumm“ verläuft, bevor typische Bewegungssymptome wie Zittern oder langsame und steife Bewegungen auftreten. In dieser Phase sterben jedoch bereits zahlreiche Nervenzellen ab. Zum Beispiel ist belegt, dass Traum-Schlaf-Verhaltensstörungen, bei denen aggressive Träume von unkontrollierten massiven Bewegungen begleitet sind, schon viele Jahre vor Beginn der typischen neurologischen Symptome einer Parkinsonerkrankung auftreten können. Als Früherkennungsinstrumente untersucht werden unter anderem Haut- und Darmbiopsien oder verschiedene moderne Verfahren des Neuroimaging wie PET. „Mit all diesen Möglichkeiten müssen wir sorgfältig umgehen, denn es ist auch ein ethisches Problem, eine Krankheit in einem frühen Vorläuferstadium zu identifizieren, wenn wir den Betroffenen keine kausale Behandlung anbieten können.“

Auch Jüngere können erkranken – Genetische Ursachen berücksichtigen

Morbus Parkinson wird vor allem als eine Erkrankung des höheren Alters wahrgenommen. Tatsächlich sind aber in bis zu zehn Prozent der Fälle jüngere Menschen betroffen, teils von bestimmten erblichen Formen von Parkinson. Inzwischen sind verschiedene Genorte und Gene identifiziert, die an diesen speziellen Formen beteiligt sind. „In dieser Patientengruppe müssen wir besondere Bedürfnisse wie den Wunsch, weiter am Arbeitsleben teilzunehmen oder familiäre Aufgaben erfüllen zu können, in der Therapieplanung speziell berücksichtigen“, so Prof. Auff.

Frühzeitig Hilfe bei Spezialisten holen

Nicht nur für jüngere, sondern für alle Parkinson-Patienten – oder Menschen, die mögliche Anzeichen an sich beobachten – gilt: Es sollte ehestmöglich eine Spezialistin oder ein Spezialist für neurologische Bewegungsstörungen aufgesucht werden. Dies nicht nur, um möglichst früh in den Genuss einer geeigneten Therapie zu kommen, so der Experte. „Es geht auch um eine möglichst rasche Abgrenzung von den zahlreichen Parkinson-ähnlichen Erkrankungen. Diese sprechen nämlich auf Parkinson-Medikamente nicht an, für eine korrekte Therapie ist also die Unterscheidung entscheidend.“

In Österreich bestehe eine sehr gut organisierte Versorgungskette, so Prof. Auff. „Von den Spezialambulanzen für Parkinson und niedergelassenen Neurologen bis zu den Hausärzten stehen auf allen Versorgungsstufen Anlaufstellen zur Verfügung, und die therapeutischen Möglichkeiten werden im Interesse der Betroffenen gut ausgeschöpft.“

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